von Markus Müller
Am letzten Samstag, dem 01.06., hab ich mal wieder einen meiner – gefühlt – zahllosen Versuche unternommen, eine richtig große Alpendiagonale von Uwö nach Pui oder Serres zu fliegen. Dieses Mal bin ich bis Aosta gekommen.
Die Routenwahl übern Lukmanierpass, durchs Tessin und tief unten an der Monterosa vorbei, war nicht gerade glücklich, aber immerhin, Aosta von Uwö aus war ein Erlebnis und die Monterosa ist einer der letzten weissen Flecken auf meiner Routenkarte gewesen.
In Aosta freundliche Aufnahme, Flieger in den Hangar, Shuttle zum Hotel, alles bestens.
Am nächsten Tag war bei bester Wetteroptik 10:30 Uhr für den Schlepp ausgemacht, aber der Pilot kam schon um eine dreiviertel Stunde zu spät. Unten im Controllingbüro werde ich dann freundlich gefragt, ob ich wieder nach Deutschland zurückfliegen will, was ich ohne irgendein Problembewusstsein bestätige. Man wünscht mir guten Flug und eine Remo ( Hallo Dassu: Power im Schlepp ist einfach was Schönes! ) bringt mich auf die in Aosta bitter nötigen 2.000 m über Grund.
Im Schlepp ruft mich der Controller nochmal und fragt tiefernst nach meinem Flugplan. Auf meine Antwort, dass ein Segelflug nicht weiss, wo er endet und ich in solchen Fällen noch nie einen aufgegeben habe und das Controlling am Boden ja auch keinen verlangt habe, kam ein kurzes „standby and don’t leave the frequency“. Nach einer Minute dann die Aufforderung, ich müsse zurückkommen und einen Flugplan aufgeben. Milano Information akzeptiert auf keinen Fall einen geplanten Flug ins Ausland ohnen Flugplan.
Meine Versuche ihn zu überreden, für mich halt jetzt den Flugplan aufzugeben, wurden kategorisch abgelehnt. Ich war, obwohl eh schon so spät dran, tatsächlich gezwungen, wieder zu landen um diesen vermaledeiten Flugplan aufzugeben. Die Aosta Segelflieger waren voll Mitleid und stinkesauer auf die Schikane durch das Controlling. Ich hatte fast den Eindruck, dass ich das Opfer eines internen Streits von denen war.
Dann endlich, fast 2 Stunden zu spät ein zweites Mal in der Luft, war das Problem vom Vortag, nämlich eine zu tiefe Basis um z.B. am Matterhorn über den Theodul in die klare Schweizluft zu kommen, genauso wieder da.
Also wieder runter ins Tessin, da hat mich aber der Controller von Milano Information am Funk einfach nicht mehr erreicht. Der hat mich dann insgesamt 5 mal am Handy angerufen und wollte ständig Position, Höhe, wann und wo über die Grenze, während ich wiedermal schon schaurig unter Grat rumgekurvt bin und eigentlich meine Konzentration für wichtigere Dinge gebraucht hätte.
Diese dauernd erzwungene Beschäftigung mit Milano, Zürich, Ösi-control und Langen Info über den ganzen Flug, der wegen der mickrigen Basishöhe eh schon fordernd genug war, geht einem dann echt auf die Nerven. Am Arlberg hab ich dann erst sehr, sehr spät gemerkt, dass ich unter der Valuga grad noch 2400m hatte, weil ich mal wieder mit Frequenzwechsel und erfolglosen Kontaktversuchen beschäftigt war. Das Heimkommen um erst 19:00 Uhr auf die allerletzten Meter am Kufsteiner Hang war dann schon mehr Glück als Verstand.
Also, was lernen wir daraus? In Aosta musst du schon am Boden auf ATC-Tretminen aufpassen. Dass die mich gezwungen haben, tatsächlich wieder zu landen, hätt ich bis dahin nicht für möglich gehalten.
Bin schon gespannt, ob ich es in diesem Leben noch hinbringe mit der grossen Alpendiagonale…