Geschichte 1
Da gab es den Flug an einem frühen Apriltag 2001. Es war mein zweiter Allein-F-Schlepp, als ich noch Flugschülerin war. Dick eingepackt mit Anorak und zwei Paar Handschuhen saß ich in meiner K8 (8791) und Jochen schleppte mich mal eben zum Rechenberg, also außerhalb der direkten Sichtweite zur Startstelle. Klar wußte ich genau wo ich war, hatte ich mich doch von größerer Höhe aus, früher schon mal „umgesehen“. Es war ein labiler, fast noch winterlicher Tag und dicke Wolken zogen über das Tal. Gleich nach dem Ausklinken auf ca. 900m über Platz kam von Rainer der Funkspruch: „Anschi, wo bist Du denn?“ Mein „Ich bin irgendwo hinter dem Hang“ kommentierte der mit: „Dann komm mal wieder vor!“ Folgsam flog ich in Richtung Platz. Allerdings kam mir da auf gleicher Höhe eine riesige Wolke direkt entgegen. Das wußte ich schon, daß ich nicht in eine Wolke einfliegen darf, also vor der Wolke eingedreht und da hatte ich überraschend ca. 1m/s Steigen und flog und flog. Immer wieder kamen Funksprüche von Rainer ob ich dies oder das noch sähe, oder nicht, oder was sonst. Damals fragte ich mich, was diese ständige Fragerei sollte und flog einfach weiter meine Kreise. Nachdem ich gemeldet hatte, daß ich im Steigen fliege, waren die da unten offensichtlich auch zufrieden, denn es kam ein: „Na, dann flieg mal weiter…“. Die dicke Wolke bog ab ins Tal und schneite sich währenddessen über dem Flugplatz ab. Als ich nach 40 Minuten wieder landete, lag überall eine 5cm dicke Schneedecke. Der Melexfahrer fragte mich ganz entgeistert „Wo kommst Du denn her??“
Geschichte 2
Es war im August des gleichen Jahres, nach dem mir Rainer Kipp ein „unauffälliges fliegerisches Verhalten“ bestätigt hatte und etliche Astir-Flüge im wahrsten Sinne „abgearbeitet“ waren. Es war der Tag meines ersten LS4-Flugs angebrochen! Ich hatte, immer noch Flugschülerin, einen riesigen Respekt vor einem Flugzeug, in dem man liegt anstatt zu sitzen. Mein erster Eindruck: Ja, passt wie eine Jeans, maßgeschneidert! Haube zu, Seil kommt – ein Gedanke an einen Seilriss – dann ging es hinauf an der Winde. Das Seil klinkt aus und da spürte ich es: Aus meinen Schultern wachsen die Flächen, ein erstaunter Blick nach links und rechts, ja, ICH flog!! Nicht das Gerät, nein ICH mit MEINEN Flügeln bewegte mich durch die Luft, total lautlos, adlergleich, völlig der Schwerkraft enthoben! Eine Liebe auf den „ersten Flug“! Seit dem bin ich verdorben für andere Flugzeuge…
Geschichte 3
Es war an der Zeit, weiter zu kommen – im doppelten Sinn! Also beschloss ich 2007 einen Streckenfluglehrgang zu wagen. Es galt die magische Grenze Steinplatte – Loferer – Kaiser zu überwinden. Aber anstatt 10 Tage fliegen, fliegen, fliegen, weiß ich nun sehr viel über Theorie, da die Wettergöttin leider mit mir kein Einsehen hatte. Doch einen Flug hatten wir – DEN FLUG! Bislang, auch mal weiter weg mit Olli voraus, hatte ich unter 3000 MSL immer ein deutlich mulmiges Gefühl im Bauch und eine Heidenangst vor einem imaginären „Killersaufen“ mit 10m/s, das ganz sicher hinter den nächsten Kuppe auf mich alleine lauert. Außerdem – igitigittt, uahhh – Außenlandung…
Auf einmal war alles anders! Da war Mathias mit seiner ruhigen Stimme im Funk, die Anderen die mitflogen und plötzlich: Kein mulmiges Gefühl – alles relaxt, überall ging´s hoch. Ich hatte das Gefühl, dass wir miteinander stark sind – fast unbesiegbar. Ich flog in Regionen, wo ich die Bergnamen noch nicht kannte. Und am Hochkönig – nomen est omen – fand ich königliches Steigen vor einer imposanten Felswand. Mein erster Streckenflug – jetzt im OLC zu besichtigen– erfüllt mich mit großer Dankbarkeit an alle die „mit geflogen“ sind.